Veröffentlicht am

29.3.2024

Organisationale Ambidextrie: Balance zwischen Innovation und Effizienz

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Dr. Nico Broers

Program Manager

Kategorie:

Learning Hub

Lesezeit

10

Minuten
Zwei Hände, die sich fast berühren

In der heutigen Geschäftswelt, die sich schnell verändert, müssen Unternehmen anpassungsfähig und innovativ sein, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Eine Möglichkeit, das zu erreichen, ist das Konzept der Ambidexterität. Damit ist gemeint, dass man ein Gleichgewicht zwischen Erkundung und Nutzung herstellt. So kann man sowohl neue Chancen nutzen als auch vorhandene Stärken maximieren. In diesem Blog schauen wir uns an, was Ambidexterität in der Wirtschaft bedeutet und wie sie in deinem Unternehmen umgesetzt werden kann. Außerdem geben wir dir ein paar Tipps und Strategien an die Hand, wie du dieses Gleichgewicht erreichen und in einem sich ständig verändernden Markt beweglich bleiben kannst.

Was bedeutet organisationale Ambidextrie?

Stell dir vor, dein Unternehmen könnte gleichzeitig neue, innovative Ideen erforschen und bestehende Prozesse optimieren. Das ist genau das, was organisationale Ambidextrie ausmacht. Es geht darum, die Kunst zu meistern, beide Ansätze – Exploration und Exploitation – harmonisch zu integrieren, um in einer sich ständig verändernden Geschäftswelt wettbewerbsfähig zu bleiben.

Exploration vs. Exploitation

Exploration bezieht sich auf das Ausprobieren neuer Ideen und das Eingehen von Risiken, um Innovationen voranzutreiben. Exploitation dagegen konzentriert sich darauf, bestehende Ressourcen und Fähigkeiten zu maximieren und die Effizienz zu steigern. Organisationale Ambidextrie bedeutet, diese beiden, oft gegensätzlichen, Aktivitäten erfolgreich zu managen.

Exploration vs. Exploitation

Drei Arten von organisationaler Ambidextrie

Organisationale Ambidextrie lässt sich in drei Hauptformen unterteilen:

  1. Zeitliche Ambidextrie: Hierbei wechseln sich explorative und exploitative Phasen ab. Ein Unternehmen könnte zunächst neue Märkte erforschen und dann in eine Phase eintreten, in der es die gewonnenen Erkenntnisse nutzt, um Prozesse zu optimieren.
  2. Kontextbezogene Ambidextrie: Diese Form ermöglicht es Mitarbeitenden, gleichzeitig explorativ und exploitativ zu arbeiten, abhängig von den situativen Anforderungen und dem Kontext.
  3. Strukturelle Ambidextrie: Hier gibt es separate organisatorische Einheiten für Exploration und Exploitation, die jedoch durch gemeinsame Ziele und den Austausch von Wissen verbunden sind

Die Bedeutung des Managements in der organisationalen Ambidextrie

Ein effektives Management ist entscheidend, um eine Balance zwischen Exploration und Exploitation zu erreichen. Führungskräfte müssen sicherstellen, dass Teams, die sich mit der Erkundung neuer Möglichkeiten beschäftigen, die nötigen Ressourcen erhalten und gleichzeitig die Teams, die bestehende Prozesse optimieren, nicht vernachlässigt werden. Dies erfordert oft ein hohes Maß an Flexibilität und eine starke interne Kommunikation.

5 Beispiele für organisationale Ambidextrie

Beispiele sind ein guter Weg, um abstrakte Themen zu lernen. Deshalb möchten wir Ihnen drei Beispiele zeigen, wie kleine und mittlere Unternehmen sowie Konzerne Ambidextrie erfolgreich umgesetzt haben. Sie werden sehen, welche Auswirkungen dies sowohl auf die Unternehmenskultur als auch auf die Leistung hat.

1. SIGA: Innovation in der Baubranche

SIGA, ein Schweizer Unternehmen spezialisiert auf die Entwicklung und Produktion hochwertiger Produkte für die Baubranche, nutzt "Werkstatttage" als Plattform, um sowohl neue Ideen zu generieren als auch bestehende Prozesse zu überprüfen und zu verbessern. Diese Tage sind speziell dafür reserviert, dass Mitarbeiter sich von ihrer regulären Arbeit zurückziehen und sich auf das Überdenken von Arbeitsabläufen und das Identifizieren von Verbesserungsmöglichkeiten konzentrieren können. Durch diese regelmäßig stattfindenden Innovations-Workshops konnte SIGA mehrere bahnbrechende Produkte entwickeln, die den Energieverbrauch in Gebäuden signifikant reduzieren. Dies fördert nicht nur die Unternehmensinnovation, sondern stärkt auch die Marktposition von SIGA in einem wettbewerbsintensiven Sektor.

2. Toyota: Eine Kultur des kontinuierlichen Lernens

Toyotas Erfolg beruht großenteils auf seiner einzigartigen Unternehmenskultur, die durch das Konzept des 'Kaizen', der kontinuierlichen Verbesserung, geprägt ist. Dieses Prinzip fördert sowohl Innovation als auch Effizienzsteigerung durch ständige, inkrementelle Verbesserungen. Mitarbeitende werden ermutigt, ständig Herausforderungen zu suchen und kreative Lösungen für Probleme zu finden. Diese Kultur hat Toyota geholfen, führend in der Automobilindustrie zu bleiben, indem es sowohl neue Technologien als auch effiziente Prozesse entwickelt, die zur Reduktion von Verschwendung und zur Steigerung der Produktqualität beitragen.

3. Google: Freiraum für Kreativität

Google ist bekannt für seine Politik, den Mitarbeitenden 20% ihrer Arbeitszeit für eigene Projekte zur Verfügung zu stellen. Diese Strategie hat zur Entwicklung mehrerer erfolgreicher Produkte wie Google News, Google Maps und Gmail geführt. Diese Produkte entstanden durch die Förderung von unternehmerischem Denken und die Ermutigung zur Exploration neuer Ideen, die weit über die täglichen Aufgaben hinausgehen. Diese Art von organisationaler Ambidextrie unterstützt Google dabei, kontinuierlich zu innovieren und gleichzeitig die bestehenden Angebote zu verbessern und zu optimieren.

4. Amazon: Dualität von Effizienz und Innovation

Amazon demonstriert organisationale Ambidextrie durch seine Fähigkeit, hochgradig effiziente Logistikoperationen mit aggressiven Expansionsstrategien in neue Märkte und Technologien zu kombinieren. Das Unternehmen investiert kontinuierlich in Forschung und Entwicklung neuer Technologien wie künstliche Intelligenz und maschinelles Lernen, während es gleichzeitig seine Kerngeschäftsprozesse optimiert. Dies ermöglicht es Amazon, seinen Kunden schnelle Lieferzeiten und innovative Produkte wie Alexa und das breite Echo-Geräteportfolio zu bieten.

5. Bosch: Ambidextrie in der Fertigungsindustrie

Die Robert Bosch GmbH hat eine einzigartige Struktur geschaffen, die es ermöglicht, sowohl Effizienz als auch Innovation zu betonen. Bosch hat separate Einheiten für Forschung und Entwicklung sowie für die Produktion, unterstützt jedoch den regelmäßigen Austausch zwischen diesen Bereichen. Dies fördert die schnelle Integration neuer Technologien in die Produktionsprozesse. Bosch hat beispielsweise in seiner Automobilsparte erheblich in die Entwicklung von Elektromobilität und autonomem Fahren investiert, während gleichzeitig die Effizienz in der Produktion durch Industrie 4.0-Initiativen verbessert wurde.

Wie kannst du organisationale Ambidextrie in deinem Unternehmen fördern?

  1. Wertesystem etablieren: Ein klares Wertesystem, das Exploration und Exploitation unterstützt, ist entscheidend.
  2. Raum und Zeit für Kreativität schaffen: Gib deinen Teams die Freiheit, neben dem Tagesgeschäft kreativ zu denken und zu experimentieren.
  3. Innovationsteams bilden: Stelle Teams zusammen, die sich speziell auf die Entwicklung neuer Ideen konzentrieren.
  4. Fehlerkultur fördern: Erlaube Fehlern, als Lerngelegenheiten zu dienen, und etabliere eine Kultur, die Risikobereitschaft unterstützt.

Langfristige Vorteile der organisationalen Ambidextrie

Unternehmen, die eine erfolgreiche organisationale Ambidextrie praktizieren, berichten oft von einer erhöhten Anpassungsfähigkeit an Marktveränderungen und einer verbesserten Fähigkeit, schnell auf neue Herausforderungen zu reagieren. Langfristig kann dies zu einer nachhaltigeren Geschäftsentwicklung und einem stärkeren Wettbewerbsvorteil führen.

Organisationale Ambidextrie: Wie Unternehmen Innovation und Effizienz meistern

Die Implementierung von organisationaler Ambidextrie kann dein Unternehmen dynamischer und anpassungsfähiger machen. Es gibt kein Einheitsrezept, aber mit den richtigen Schritten kannst du eine Kultur schaffen, die sowohl Innovation als auch Effizienz fördert.

Die erfolgreiche Umsetzung von organisationaler Ambidextrie ist eng mit der Fähigkeit eines Unternehmens verknüpft, eine dynamische Lernkultur zu etablieren. Um in beiden Bereichen – Exploration und Exploitation – erfolgreich zu sein, ist es essenziell, dass Mitarbeitende kontinuierlich lernen und sich weiterentwickeln. In unserem Blogbeitrag über effektives Lernen teilen wir praktische Tipps, wie man Lernprozesse so gestalten kann, dass sie sowohl individuell als auch unternehmensweit maximale Effizienz und Effektivität erreichen. Diese Prinzipien sind entscheidend, um das Potenzial von organisationaler Ambidextrie voll auszuschöpfen.

Darüber hinaus ist es für Unternehmen wichtig, eine Umgebung zu schaffen, die das Lernen und die ständige Verbesserung fördert. In unserem Beitrag zur Förderung einer aktiven Lernkultur erfährst du, wie man eine Kultur etabliert, die Mitarbeiter ermutigt, neue Herausforderungen anzunehmen und innovative Lösungen zu entwickeln. Eine solche Kultur ist der Schlüssel, um die duale Herausforderung von organisationaler Ambidextrie zu meistern, indem sie die notwendige Unterstützung und die Ressourcen bietet, um sowohl bestehende Prozesse zu optimieren als auch neue Möglichkeiten zu erkunden.

Indem du diese Strategien zur Förderung von effektivem Lernen und einer aktiven Lernkultur integrierst, legst du das Fundament, auf dem deine Organisation ihre Fähigkeit zur Ambidextrie ausbauen und nachhaltigen Erfolg sichern kann.

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