Learning Journey: Bedeutung, Aufbau und Praxisbeispiele

Definition

Eine Learning Journey ist eine bewusst gestaltete Lernreise über mehrere Etappen, in der unterschiedliche Lernformate aufeinander aufbauen, um konkrete Kompetenzen nachhaltig im Arbeitsalltag zu verankern.

Learning Journey: Bedeutung, Aufbau und Praxisbeispiele

Was ist eine Learning Journey?

Unter einer Learning Journey versteht man eine geplante Lernreise mit klar definierten Etappen. Statt eines einmaligen Seminars werden Lernende über einen längeren Zeitraum hinweg mit aufeinander abgestimmten Lernformaten begleitet. Ziel ist es, Wissen, Fähigkeiten und Einstellungen so zu entwickeln, dass sie im Arbeitsalltag tatsächlich angewendet und gefestigt werden.

Im beruflichen Kontext wird der Begriff vor allem in zwei Bedeutungen verwendet:

  • Lernreise im wörtlichen Sinn: z. B. Exkursionen, Learning Visits oder Job-Rotationen in andere Unternehmen, Standorte oder Länder, um neue Arbeitsweisen und Kulturen kennenzulernen.
  • Learning Journey als Lernpfad: eine mehrstufige Lernarchitektur, vergleichbar mit einer Customer Journey. Lernimpulse, Praxisaufgaben und Reflexion greifen ineinander und begleiten Mitarbeitende über Wochen oder Monate hinweg.

In der betrieblichen Weiterbildung steht heute meist die Learning Journey als individueller Lernpfad im Vordergrund.

Ziele und Nutzen einer Learning Journey

Learning Journeys richten sich typischerweise nach Rolle, Vorkenntnissen und Lernzielen der Teilnehmenden. Zentrale Ziele sind:

  • Nachhaltiger Kompetenzaufbau: Wissen wird in kleinen Schritten vermittelt, geübt und wiederholt – das fördert Behalten und Anwendung.
  • Verbesserter Praxistransfer: Lernaufgaben sind eng mit realen Arbeitsaufgaben verknüpft, sodass neue Fähigkeiten unmittelbar ausprobiert werden.
  • Personalisierung des Lernens: unterschiedliche Einstiege, Wahlmöglichkeiten bei Inhalten und Formaten berücksichtigen heterogene Vorkenntnisse.
  • Ausrichtung an Unternehmenszielen: Lernziele werden mit Business-Zielen verknüpft (z. B. Umsatzsteigerung, Qualitätsverbesserung, digitale Transformation).
  • Messbarkeit: definierte Meilensteine, Lernziele und Kennzahlen (KPIs) machen Fortschritt und Wirkung sichtbar.

Typische Phasen einer Learning Journey

Eine Learning Journey lässt sich je nach Thema und Zielgruppe unterschiedlich designen. Häufig wiederkehrende Phasen sind:

PhaseZweckTypische Maßnahmen
1. Orientierung & MotivationRelevanz verdeutlichen und Lernbereitschaft erzeugen.Teaser-Videos, Infosessions, Kick-off-Webinare, Self-Assessment, Zielklärung mit Führungskraft.
2. WissensaufbauGrundlagen und Konzepte strukturiert vermitteln.E-Learnings, Microlearning-Module, Präsenz- oder Live-Online-Trainings, begleitende Lernmaterialien.
3. Anwendung im JobTheorie auf reale Aufgaben übertragen.Praxisaufgaben, Projektarbeit, Lernaufträge im Tagesgeschäft, Feedback durch Vorgesetzte oder Peers.
4. Vertiefung & VerstetigungNeue Verhaltensweisen festigen und ausbauen.Coaching, Mentoring, Communities of Practice, Peer-Gruppen, Transferaufgaben, Refresher-Impulse.
5. Evaluation & WeiterentwicklungWirksamkeit prüfen und nächste Schritte ableiten.Feedback-Surveys, Lernstands-Checks, Praxisberichte, Kennzahlenanalyse, Anpassung der Journey.

Beispiele aus der Unternehmenspraxis

Beispiel 1: Learning Journey für neue Führungskräfte

  • Ausgangslage: Neue Führungskräfte sollen innerhalb von sechs Monaten in ihre Rolle hineinwachsen.
  • Aufbau der Journey:
    • Kick-off mit Rollenklärung und Erwartungsabgleich.
    • Online-Module zu Themen wie Feedback geben, Führen auf Distanz, Arbeitsrecht.
    • Praxisaufgaben, z. B. Führen eines Entwicklungsgesprächs mit anschließender Reflexion.
    • Regelmäßige Peer-Calls und Gruppencoachings.
    • Abschluss-Workshop mit Präsentation konkreter Veränderungsprojekte.

Beispiel 2: Learning Journey im Vertrieb

  • Ziel: Steigerung der Abschlussquote bei komplexen Angeboten.
  • Elemente:
    • Selbsttest zur Analyse individueller Verkaufsstärken.
    • Blended-Learning-Kurse zu Bedarfsermittlung, Storytelling, Einwandbehandlung.
    • Simulationen und Rollenspiele in Präsenz oder Virtual Reality.
    • Praxisaufgabe: Umsetzung neuer Fragetechniken in echten Kundenterminen.
    • Review-Calls mit Vertriebscoach und Auswertung der KPIs.

Beispiel 3: Digitale Transformation & neue Tools

  • Ziel: Mitarbeitende sollen neue Kollaborationstools im Arbeitsalltag sicher nutzen.
  • Journey:
    • Kurzer Video-Teaser zur Vision der Zusammenarbeit.
    • Schrittweise Einführung der wichtigsten Funktionen in Microlearning-Häppchen.
    • Konkrete Aufgaben, z. B. gemeinsames Bearbeiten eines Dokuments oder Einrichten eines Projektkanals.
    • Online-Sprechstunden („Ask me anything“) mit internen Champions.
    • Best-Practice-Sammlung mit Erfolgsbeispielen aus Teams.

Gestaltung einer wirksamen Learning Journey

Vor der Reise: Analyse & Zielbild

  • Kompetenzbedarf und Business-Ziele klären (z. B. über Interviews, Skill-Analysen, Strategieworkshops).
  • Zielgruppen segmentieren (Rolle, Erfahrung, Standort, Lernpräferenzen).
  • Konkrete Lernziele und Erfolgskriterien (KPIs) definieren.
  • Rahmenbedingungen (Zeitbudget, technische Infrastruktur, Führungskräfteunterstützung) prüfen.

Während der Reise: Methodenmix & Begleitung

  • Bewusster Methodenmix aus E-Learning, Live-Sessions, Praxisaufgaben, Social Learning, Coaching.
  • Klare Lernpfad-Struktur: linear, modular oder mit Wahlmöglichkeiten je nach Komplexität.
  • Laufendes Feedback durch Trainer:innen, Führungskräfte oder Lernbegleiter.
  • Niedrigschwellige Kommunikation zu nächsten Schritten, Aufwand und Nutzen.

Nach der Reise: Transfer & Evaluation

  • Transferaufgaben, die explizit auf reale Projekte und Kennzahlen einzahlen.
  • Reflexionsformate (Learning Logs, Lessons Learned, Peer-Austausch).
  • Evaluation auf mehreren Ebenen: Zufriedenheit, Lernerfolg, Verhaltensänderung, Business-Impact.
  • Anpassung und Weiterentwicklung der Journey auf Basis der Ergebnisse.

Abgrenzung zu verwandten Begriffen

BegriffFokusTypische Dauer
Kurs / SeminarEinzelnes Lernereignis mit klar umrissenem Inhalt.Stunden bis wenige Tage.
Learning Journey / LernpfadMehrere aufeinander abgestimmte Lernetappen mit Transferfokus.Wochen bis Monate, teils länger.
Learning ExperienceGesamterlebnis des Lernens über verschiedene Angebote und Touchpoints hinweg.Kontinuierlich entlang des Employee Lifecycles.

Best Practices und typische Stolpersteine

Best Practices

  • Frühzeitig das „Warum“ der Learning Journey klar und verständlich kommunizieren.
  • Führungskräfte aktiv als Lernbegleiter und Rollenvorbilder einbinden.
  • Lernpfade im Alltag verankern (z. B. Zeitfenster im Kalender, Integration in Projekte).
  • Daten nutzen (Lernfortschritt, Feedback, Performance), um Journeys iterativ zu verbessern.

Stolpersteine

  • Zu komplexe oder überfrachtete Journeys, die Teilnehmende überfordern.
  • Fehlende Verknüpfung mit konkreten Geschäftszielen oder Kennzahlen.
  • Keine Zeitfenster für Anwendung im Job – dadurch bleibt Lernen theoretisch.
  • Unzureichende Kommunikation und fehlende Anerkennung von Lernleistungen.

Professionell gestaltete Learning Journeys helfen Organisationen, Lernen als kontinuierlichen Prozess zu etablieren und Kompetenzen gezielt im Arbeitskontext aufzubauen.

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