Was ist Microlearning? Definition, Beispiele & Vorteile

Definition

Microlearning bezeichnet ein Lernkonzept, bei dem Lerninhalte in kleine, leicht verdauliche Lerneinheiten (sogenannte Learning Nuggets) aufgeteilt werden. Diese Einheiten sind kurz und prägnant – meist zwischen zwei und fünfzehn Minuten lang –, verfolgen jeweils ein konkretes Lernziel und lassen sich flexibel in den Arbeitsalltag integrieren. Microlearning wird häufig in Form von kurzen Videos, Infografiken, Quizfragen, digitalen Karteikarten oder interaktiven Micro-Assessments über Online-Plattformen und mobile Endgeräte bereitgestellt.

Was ist Microlearning?

Microlearning ist ein modernes, vor allem digital gestütztes Lernkonzept. Dabei wird Wissen in vielen kleinen, in sich geschlossenen Einheiten vermittelt, anstatt in langen Trainings oder mehrstündigen Schulungen. Jede Einheit konzentriert sich auf ein klar umrissenes Thema und ein spezifisches Lernziel. Mehrere dieser Learning Nuggets können zu einem zusammenhängenden Kurs oder Lernpfad kombiniert werden.

Typisch für Microlearning sind:

  • kurze Dauer pro Einheit (ca. 2–15 Minuten),
  • ein klar definiertes Lernziel pro Nugget,
  • fokussierte Inhalte ohne unnötige Zusatzinformationen,
  • hohe Flexibilität in Bezug auf Zeit, Ort und Endgerät.

Wie funktioniert Microlearning?

Microlearning setzt darauf, dass Lernende regelmäßig und mit hoher Aufmerksamkeit mit kleinen Wissenseinheiten arbeiten. Die kurzen Einheiten lassen sich gut in Pausen, auf dem Weg zur Arbeit oder zwischen Aufgaben im Arbeitsalltag nutzen. Durch wiederholtes Bearbeiten ausgewählter Nuggets werden Inhalte gefestigt und besser im Langzeitgedächtnis verankert.

Jede Einheit folgt idealerweise einer klaren Struktur:

  • Einstieg: kurze Aktivierung des Vorwissens und Formulierung des Lernziels,
  • Kern: kompakte Vermittlung der Inhalte, z. B. per Video, Text oder Interaktion,
  • Abschluss: kurze Zusammenfassung und eine Form der Überprüfung, z. B. durch eine Frage oder ein Mini-Quiz.

Theoretische Grundlage: Vergessenskurve und Wiederholung

Die Wirksamkeit von Microlearning lässt sich durch lernpsychologische Modelle erklären. Ein zentrales Konzept ist die Vergessenskurve nach Hermann Ebbinghaus. Sie zeigt, dass neu gelerntes Wissen sehr schnell vergessen wird, wenn es nicht wiederholt oder aktiv angewendet wird.

Microlearning setzt genau hier an: Inhalte werden in kleinen Einheiten vermittelt und in regelmäßigen Abständen wieder aufgegriffen (sogenannter „Spacing Effect“). Durch diese wiederkehrende Auseinandersetzung mit klar fokussierten Lerneinheiten wird der Wissensverlust reduziert, das Behalten verbessert und die Übertragung in die Praxis erleichtert.

Typische Formate und Learning Nuggets im Microlearning

In der Praxis kommt Microlearning in verschiedenen Formaten zum Einsatz. Häufig werden diese Formate als Learning Nuggets bezeichnet. Ein Learning Nugget ist eine kurze, in sich geschlossene Lerneinheit, die jederzeit und unabhängig von anderen Einheiten bearbeitet werden kann.

Typische Formen von Learning Nuggets sind unter anderem:

  • kurze Lernvideos (z. B. Erklärvideos, Screencasts),
  • spielerische Elemente wie ein Quiz oder Micro-Assessments,
  • übersichtliche Infografiken und kompakte Visualisierungen,
  • digitale Karteikarten und Wiederholungskarten,
  • kurze Textmodule mit Beispielen und Checklisten,
  • interaktive Elemente, z. B. Simulationen oder Mini-Szenarien.

Diese Nuggets können einzeln eingesetzt oder zu größeren Lerneinheiten kombiniert werden. Ihr modularer Aufbau macht es leicht, Inhalte zu aktualisieren oder an neue Zielgruppen anzupassen.

Anwendungsformen und Einsatzbereiche von Microlearning

Die Dauer einer Microlearning-Einheit variiert in der Regel zwischen zwei und fünfzehn Minuten. In jedem Abschnitt wird ein konkretes Lernziel erreicht, das zu einem übergeordneten Lernziel beiträgt. Um dieses Gesamtziel zu erreichen, sind meist mehrere Learning Nuggets und deren Wiederholung notwendig. Die regelmäßige Wiederholung der kurzen Einheiten verbessert die Verinnerlichung der Inhalte. Das stärkt den Wissenstransfer und die Umsetzung in die Praxis.

Microlearning findet in Unternehmen vor allem in folgenden Einsatzbereichen Anwendung:

  • Onboarding: Schrittweiser Wissenstransfer für neue Mitarbeitende (z. B. zu Prozessen, Tools, Unternehmenswerten).
  • Produkt- und Prozesswissen: Aktualisierung von Produktfeatures, Preisstrukturen oder Prozessänderungen in kurzen Einheiten.
  • Compliance und Sicherheit: Pflichtschulungen zu Datenschutz, Arbeitssicherheit oder Verhaltenskodizes in kleinen, wiederkehrenden Nuggets.
  • Software-Training: Einführung neuer Systeme und Tools mit kurzen How-to-Videos und Klickanleitungen.
  • Soft Skills: Microtrainings zu Kommunikation, Feedback, Führung oder Zusammenarbeit.
  • Change-Kommunikation: Begleitung von Veränderungen im Unternehmen durch kurze Info- und Lernimpulse.

Ein praktisches Beispiel: Eine Mitarbeiterin erhält per App jeden Montag ein 5-minütiges Lernvideo mit einem kurzen Quiz zu einem sicherheitsrelevanten Thema. Durch die wiederkehrenden, kleinen Einheiten baut sie ihr Wissen kontinuierlich auf, ohne lange Schulungstermine einplanen zu müssen.

Vorteile von Microlearning für Lernende

Microlearning bietet für Lernende zahlreiche Vorteile:

  • Kurze, überschaubare Einheiten: Die Inhalte werden auf die grundlegenden Informationen reduziert. Das verringert Überforderung und hilft, sich besser zu konzentrieren.
  • Hohe Flexibilität: Per App oder Webplattform sind die Einheiten orts- und zeitunabhängig nutzbar – im Büro, zu Hause, unterwegs oder in der Mittagspause.
  • Individuelles Lerntempo: Lernende können selbst entscheiden, wann und wie schnell sie lernen, Lektionen wiederholen oder pausieren.
  • Motivation durch Erfolgserlebnisse: Am Ende jeder Einheit steht idealerweise ein kleines Erfolgserlebnis, z. B. das richtige Beantworten einer Quizfrage. Diese Erfolge fördern den inneren Antrieb und die Bereitschaft, weiterzulernen.
  • Alltagsnahe Umsetzung: Durch den direkten Bezug zur Praxis können Inhalte oft unmittelbar im Arbeitsalltag angewendet werden.

Vorteile von Microlearning für Unternehmen

Auch für Unternehmen hat Microlearning deutliche Mehrwerte:

  • Integration in den Arbeitsalltag: Lernen lässt sich in kurze freie Zeitfenster integrieren, ohne lange Abwesenheiten von Mitarbeitenden zu verursachen.
  • Kosteneffizienz: Die Produktion und Aktualisierung von kurzen, modularen Lerneinheiten ist oft günstiger als umfangreiche Präsenztrainings oder mehrstündige E-Learnings.
  • Schnelle Aktualisierung: Bei Änderungen, z. B. in Prozessen oder rechtlichen Vorgaben, können einzelne Nuggets schnell angepasst oder ersetzt werden.
  • Qualitätssicherung: Durch gezielte Microlearning-Einheiten lassen sich Produkt- und Prozessqualität sowie Servicestandards unterstützen.
  • Messbare Ergebnisse: Über Quizfragen, Feedback und Auswertungen in Lernplattformen können Lernfortschritte transparent gemacht werden.
  • Hohe Akzeptanz: Insbesondere jüngere Zielgruppen sind kurze, digitale Informationsformate aus sozialen Medien gewohnt und akzeptieren Microlearning daher oft besonders gut.

Grenzen und Herausforderungen von Microlearning

Bei allen Vorteilen hat Microlearning auch Grenzen. Kritisch wird häufig angemerkt:

  • Komplexe Themen: Sehr komplexe Inhalte lassen sich nicht beliebig verkürzen, ohne dass wichtige Zusammenhänge verloren gehen.
  • Fragmentierung: Wenn einzelne Nuggets nicht in ein didaktisch sinnvolles Gesamtkonzept eingebettet sind, können Inhalte als isolierte Wissensbrocken erlebt werden.
  • Motivation und Selbststeuerung: Microlearning setzt eine gewisse Selbstdisziplin der Lernenden voraus, da die Teilnahme meist freiwillig und individuell gesteuert ist.

Um diese Herausforderungen zu adressieren, sollte Microlearning immer in ein übergeordnetes Lernkonzept eingebunden werden. Dazu gehören ein klar definiertes Gesamtlernziel, eine sinnvolle Reihenfolge der Nuggets sowie begleitende Angebote (z. B. Austausch mit Kolleginnen und Kollegen oder ergänzende Workshops).

Tipps für die Gestaltung wirksamer Microlearning-Einheiten

  • Formulieren Sie ein konkretes Lernziel pro Nugget.
  • Halten Sie die Einheit kurz und fokussiert (max. 2–15 Minuten).
  • Strukturieren Sie den Inhalt klar in Einstieg – Kern – Abschluss.
  • Setzen Sie auf ansprechende, mediengerechte Formate (Video, Grafiken, interaktive Aufgaben).
  • Integrieren Sie Aktivierung und Feedback (z. B. Quizfragen, Reflexionsimpulse).
  • Prüfen Sie, ob sich die Nuggets leicht aktualisieren und an unterschiedliche Zielgruppen anpassen lassen.
Beispiel für Microlearning zur Förderung von Data Literacy
Hier erfahren Sie, wie Sie Datenkompetenz (Data Literacy) in vier Schritten aufbauen können – ideal kombinierbar mit Microlearning-Formaten.

FAQ zu Microlearning

Wie lange dauert Microlearning?

Eine Microlearning-Einheit dauert in der Regel zwischen zwei und fünfzehn Minuten. Wichtig ist, dass ein klares Lernziel innerhalb dieser kurzen Zeit erreicht wird.

Worin unterscheidet sich Microlearning von klassischem E-Learning?

Klassisches E-Learning umfasst häufig längere Kurse oder Module, die 30 Minuten oder mehr dauern können. Microlearning hingegen setzt auf sehr kurze, fokussierte Lerneinheiten, die schnell konsumiert und leichter in den Arbeitsalltag integriert werden können.

Für welche Themen eignet sich Microlearning besonders?

Microlearning eignet sich besonders für klar abgegrenzte Themen, wiederkehrende Inhalte (z. B. Sicherheit, Compliance), kurze Prozess- oder Produktupdates sowie zur Auffrischung von bereits vorhandenem Wissen.

Kann Microlearning Präsenztrainings ersetzen?

Microlearning kann Präsenzformate in vielen Fällen ergänzen oder teilweise ersetzen, ist jedoch nicht für alle Themen ausreichend. Gerade komplexe Inhalte profitieren häufig von einer Kombination aus Microlearning, vertiefenden E-Learnings und Präsenz- oder Workshopformaten (Blended Learning).

Diese Beiträge könnten Ihnen auch gefallen

Alle Beiträge
Partnerschaften mit führenden Forschungsinstituten
edyoucated wird von führenden Forschungseinrichtungen wie dem Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), dem Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) und dem Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) gefördert.